Selbstverwaltete Ostberliner GenossInnenschaft e.G.

Die Selbstverwaltete Ostberliner GenossInnenschaft e.G. (S.O.G. eG) entstand aus der Ostberliner HausbesetzerInnen-Szene heraus. Nach dem Fall der Mauer wurden vor allem im Prenzlauer Berg, in Mitte und in Friedrichshain über 120 leerstehende Häuser besetzt, um sie vor dem drohenden Abriss zu bewahren. In diesen Freiräumen konnten zahlreiche Projekte realisiert werden, für die es bis dahin in Ostberlin kaum Räume gab: Solidarisches Wohnen in größeren Gruppen, selbstverwaltete Werkstätten, Galerien, Konzertsäle, Kiezküchen und Infoläden, alternative Kinos, Theater u.v.m.

Auf Grund der schon 1990 beginnenden und zum Teil – wie in der Mainzer Straße – sehr brutal durchgeführten Räumungen durch den Berliner Senat, starteten die HausbesetzerInnen verschiedene Initiativen, um die neu entstandenen Freiräume langfristig zu erhalten. Aus einer dieser Initiativen ging 1996 die S.O.G. eG hervor. Die BesetzerInnen der Kreutziger Straße 23 waren die ersten, die ihr Hausprojekt unter dem Dach der S.O.G. eG auf Dauer gesichert haben. In den folgenden Jahren haben sich mit der Kreutziger Straße 18 und 19, der Rigaer Straße 83, der Jessner Straße 41 sowie der Reichenberger Straße 63a fünf weitere Hausprojekte für die Selbstverwaltung im Rahmen der S.O.G. eG entschieden.

Hausprojekte: 6
Genossinnen und Genossen: circa 260
Gewerbeeinheiten: 9
Wohneinheiten: 83
Gemeinschaftsflächen: diverse

Das zentrale Moment aller Hausgruppen innerhalb der S.O.G. eG ist ihre basisdemokratische Selbstverwaltung. Die BewohnerInnen der einzelnen Häuser entscheiden von Einzügen bis zu Baumaßnahmen alles gemeinsam. Die Eigenverantwortlichkeit der BewohnerInnen spiegelte sich nicht zuletzt auch darin wieder, dass sie einen Großteil der Sanierungen in baulicher Selbsthilfe durchgeführt haben. Dadurch konnten bei der Sanierung hohe ökologische Standards erreicht und trotzdem dauerhaft günstige Mieten gewährleistet werden. Zudem konnten die BewohnerInnen nach ihren eigenen Vorstellungen umbauen und große Gemeinschaftsflächen realisieren.

Neben den Wohnprojekten umfasst die S.O.G. eG auch mehrere gemeinnützige Vereine, Stadtteilinitiativen und Beratungsstellen in den Ladenlokalen der 6 Häuser. Deren vielfältige Angebote reichen bspw. von MieterInnen-Beratung, über einen Umsonstladen, eine öffentliche Bibliothek, Konzerte und Theatervorführungen, Kiezküchen, einen freien Radiosender bis zu einem entwicklungspolitischen Projekt mit Partnerorganisationen in mehreren afrikanischen Ländern.

Damit alle Häuser auch an der Selbstverwaltung auf genossenschaftlicher Ebene partizipieren, werden aus jedem Hausprojekt in der Regel jeweils ein/e VertreterIn in die mit den laufenden Geschäften beauftragten Gremien der S.O.G. eG entsendet. Um langfristige Entscheidungen ohne Alltagsstress diskutieren zu können, verbringen wir darüber hinaus auch mal gemeinsam Wochenenden auf dem Lande. Dabei geht es zurzeit in erster Linie darum, wie wir unser generationenübergreifendes Wohnen hinsichtlich besonderer Bedarfe weiterentwickeln wollen. Da sich viele Altbauten nur bedingt altersgerecht umbauen lassen, planen wir Neubauten, die von vorneherein nicht nur den höchsten Ansprüchen an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz sowie Gemeinschaftsflächen, sondern auch an altersgerechtes Wohnen genügen.